Der Schweizerische Arzt und Pianist Christian Wenk wurde schon bei TalentDocs vorgestellt, nun spielt er wieder ein Klavierkonzert vom Rollstuhl (mit mundgesteuertem Pedal) aus, diesmal mit einer zweiten Rollstuhlpianistin, Elina Kaikova beim Konzert für 2 Klaviere und Orchester von Max Bruch! Vor einigen Jahren brillierte er mit dem Klavierkonzert von Edvard Grieg:
Das Züricher Orchester Nota-Bene unter Dirigent Jascha von der Golz führt außerdem auf:
Nikolai Rimski-Korsakow Scheherazade op. 35
http://www.nota-bene.ch Paraplegie Nottwil, Beginn 18:00 Uhr CET!
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Wir übertrugen dies am Samstag, 24.02.2024 im LIVESTREAM um 18:00 Uhr CET (Central European Time) aus der Paraplegie in Nottwil
Elina Kaikova, Reinach BL (Kanton Basel-Land in der Schweiz)
Die russische Pianistin wurde in Moskau geboren. Schon im Alter von sieben Jahren trat sie in die Spezialmusikschule für hochbegabte Kinder des Tschaikowsky Konservatorium Moskau ein. Nach dem erfolgreichen Abschluss ihrer Studien in 2001 wurde sie in die Solistenklasse von Prof. Homero Francesch an der Hochschule der Künste in Zürich aufgenommen. 2004 erlangte Elina Kaikova das Konzertdiplom mit Auszeichnung und 2006 das Solistendiplom. Wertvolle musikalische Impulse erhielt sie ausserdem in Meisterkursen bei Rudolf Buchbinder und Johannes Degen. Mit dem Lehrdiplom im Sommer 2008 in der Klasse von Filippo Gamba an der Musikakademie Basel rundete Elina Kaikova ihre Ausbildung ab.
Bereits 1995 machte Elina Kaikova anlässlich des 3.Int. Göttinger Chopin Wettbewerbes erstmals ein breiteres Publikum in Deutschland auf sich aufmerksam. In den folgenden Jahren gab sie regelmässig Konzerte in Deutschland, Österreich, Italien und der Schweiz. Parallel dazu widmete sie sich der Kammermusik in verschiedenen Besetzungen und konzertierte auch in diesem Bereich/Genre mit Freude. Schon mit 14 Jahren begeisterte sich Elina Kaikova für die vierhändige Literatur und das Musizieren im Klavier Duo. Mit ihrer langjährigen Duopartnerin Maki Wiederkehr erarbeitete sie seit 2003 zahlreiche Programme.
Elina Kaikova erhielt Auszeichnungen am 1.Internationalen Musikwettbewerb „In memoriam Dimitrij Schostakowitsch“ in Hannover, den 1.Preis beim Yamaha Wettbewerb 2005, den 1.Preis beim DuttweilerHug Wettbewerb und den 2.Preis beim „Geraldine Whittacker“ Wettbewerb für Trio Instrumental (Trio „E.M.I“). In den Jahren 2006 und 2007 gewann sie jeweils den Förderpreis von Migros Kulturprozent (Ernst Göhner-Stiftung). Von 2009 bis 2012 unterrichtete sie eine Klavierklasse an der Musikschule Bülach und machte zahlreiche Stellvertretungen an verschiedenen Musikschulen.
Im Jahr 2012 erlitt sie nach einer akuten Rückenmarkentzündung eine Querschnittlähmung und ist seitdem auf den Rollstuhl angewiesen. Durch grosszügige Hilfe und Unterstützung des Arztes und Pianisten Dr. Christian Wenk erhielt sie letztes Jahr eine Mundsteuerung, welche ihr die Pedalisierung wieder ermöglicht.
«Ich bin jeden Tag dankbar für alles, was ich noch machen und erleben darf. Für meine Familie, meine Freunde, für Christian und diese unglaubliche Möglichkeit, wieder Musik zu machen.»
Elina lebt mit ihrem Mann und ihrer Tochter in der Nähe von Basel.
Christian Wenk, Eich LU (Kanton Luzern in der Schweiz)
Aufgewachsen in Greifensee, vertiefte er nach der Matura Klavier im Rahmen eines Musikstudiums beim SMPV, bevor er 1994 das Medizinstudium an der Uni Zürich begann. Seit einem schweren Sportunfall in Japan im Jahr 2000, nur 10 Tage nach seinem Duathlon Schweizermeistertitel, ist er querschnittgelähmt an den Rollstuhl gebunden. Auch in seinem «zweiten Leben», wie er es nennt, hat er seine Leidenschaften trotz Lähmung leidenschaftlich weiter verfolgt: Abschluss Medizinstudium 2002, seither beruflich Tätigkeit als Arzt, seit 2014 mit eigener Hausarztpraxis in Schenkon LU. Sportlich war er Vereinspräsident, Event Organisator und 4 Jahre Nationaltrainer Paracycling. Heute nutzt er das Handbike zum «Kopf Lüften» und für die körperliche Fitness, er bestreitet gelegentlich noch heute Wettkämpfe. Daneben pflegt er immer wieder die Musik mit Konzertauftritten, dank dem durch Freunde entwickelten System zur Mundbedienung des Haltepedals auch auf der grossen Bühne: Beethoven 3. Klavierkonzert 2003, Grieg Klavierkonzert 2006 und Gershwin Rhapsody in blue 2010, um nur die Wichtigsten zu nennen. 2013 hat er, inspiriert durch seine Nominierung als „Young Global Leader“ durch das WEF und die dortigen Begegnungen die «Christian Wenk Stiftung» gegründet. Einnahmen durch Vorträge und Konzerte sowie Spenden ermöglichten fortan die Umsetzung von Projekten für Bildung und Gesundheit: darunter Schulbauten in Afghanistan und Myanmar, aktuell Unterstützung eines Spitals in Uganda. Nach gesundheitlich sehr schwierigen Jahren 2017 bis 2020 mit 41 Operationen, darunter Amputation beider Beine zur Verbesserung seiner Überlebenschance, erfreut sich Christian seines «dritten Lebens», welches er dankbar als einzige grosse Zugabe erlebt. Seine Botschaft trotz Querschnittlähmung und fehlenden Beinen: «Es fehlt mir nichts!» Er möchte damit Menschen mit und ohne Behinderung ermutigen und inspirieren, ihr eigenes «Schicksal» zu umarmen und ihre ganz eigenen Möglichkeiten zu nutzen.
Zur Entstehung der aktuellen Konzerte:
Elina Kaikova meldet sich bei Christian Wenk, weil sie erfahren hat, dass er das Haltepedal mundgesteuert bedienen kann. Er lädt sie zu sich ein, sie spielt bei ihm mit seinem System, sie ist begeistert, und er verspricht sich darum zu kümmern, dass sie ein solches System erhält, wenn möglich bezahlbar. Sie verabschiedet sich danach überglücklich und schickt ihm zum Dank wenige Tage später eine CD mit Konzerten für zwei Klaviere, darunter das von Max Bruch. Sofort ergab sich in Christian’s Kopf ein grosses Ganzes, welches synergistisch alle folgenden Elemente beinhaltete: A) Herstellung eines System zur Bedienung der Klavierpedale für Elina, damit sie als Berufs-Pianistin wieder auftreten konnte. B) das Knowhow der Erfinder der mundgesteuerten Pedalbedienung ans «richtige Ort» zur Orthotec AG nach Nottwil zu bringen, um es danach auch für andere Querschnittgelähmte zugänglich zu machen. C) Das beinahe vergessene aber imposante Klavierkonzert von Max Bruch gemeinsam mit Elina zur Aufführung zu bringen D) Die Auftritte sollten nicht nur zur „Mut-Botschaft“ für ein breites Publikum werden, sondern auch im Rahmen von Benefizkonzerten etwas zurückgeben.
Die Umsetzung der Idee gelingt dann schrittweise über mehrere Jahre: Beat Seiler, ehemaliger Elektrotechniker an der ETH Zürich, leistet hoch engagiert wertvolle hochqualifizierte Hilfe beim Wissenstransfer zur Orthotec AG Nottwil, die Schweizer Paraplegiker-Stiftung übernimmt das Projekt finanziell und die Spezialisten von Orthotec setzen die Produktion von zwei Geräten für Elina und Christian technisch-mechanisch erfolgreich um. Als Elina 2022 ihr Gerät erhält, ist dies der Startschuss für das eigentliche Konzertprojekt: Wir fangen an zu üben und das Sinfonieorchester Nota Bene sagt als Orchesterpartner für die Winterkonzerte 2024 definitiv zu. Das Eröffnungskonzert in Nottwil soll zugunsten der Schweizer Paraplegiker-Stiftung durchgeführt werden, die Konzerte in Basel und Zürich zugunsten der «Christian Wenk Stiftung», welche damit das laufende Spitalprojekt in Uganda substanziell unterstützen möchte.
Zum Spitalprojekt in Uganda:
Job Zilaba wächst in Uganda auf und möchte Medizin studieren. Er besteht die Prüfungen nicht und arbeitet danach als Sozialarbeiter, wo er mit der gesellschaftlich-gesundheitlichen Not hautnah konfrontiert wird. Es fehlt an allem. Er will etwas für die Menschen tun, „wenn nicht er, wer dann?“ Dank einer Spende seiner Mutter kauft er 2008 ein Grundstück in Namutumba und fängt in Eigenregie an, ein Spital (Namutumba Community Hospital) aufzubauen. Bei einem Sozialprojekt in Uganda lernt er 2010 eine Schweizerin kennen und zieht für sie nach Bern in die Schweiz, zusammen haben sie heute zwei Kinder. Am Inselspital erhält er eine Anstellung als Hilfspfleger und kann mit seinem Einkommen den Ausbau seines Spitals in Uganda vorantreiben und seit der Eröffnung 2021 auch die Löhne bezahlen. Das Inselspital unterstütze die Spitalentwicklung substanziell. Ich erfahre davon aus Berichten in den Medien (z.B. https://www.hauptstadt.be/a/pflegeassistent-in-bern-spitalgrunder-in-uganda) und lerne Job Zialaba wenig später persönlich kennen. Bereits im Frühjahr 2023 entsteht eine Zusammenarbeit. Bei einer gemeinsamen Reise nach Namutumba im Oktober 2023 nehme ich Augenschein vor Ort, um die Bedürfnisse und das Potenzial vertiefter einschätzen zu können. Ziel ist eine langjährige Partnerschaft der Christian Wenk Stiftung mit dem Namutumba Community Hospital.